Michael Weber: „DJ Bella“
Vielen älteren Schwulen ist Michael noch als DJ Bella im Pimpernel in bester Erinnerung an schöne Stunden.
Geboren wurde Michael Ende der 50er Jahre in Eitorf/Sieg, wuchs später in typischen Familienverhältnissen der Zeit im Kölner Stadtteil Mühlheim auf. Nach einigen Beziehungen mit Frauen wußte Michael, dass er sein Leben lieber in der gerade entstehenden schwule Welt verbringen wollte. Einer Welt, wo er auch seiner Liebe und seinem Talent zur Musik nachgehen konnte: als DJ Bella im legendären Diskothek Pimpernel, wo er einige Jahre Resident DJ arbeitete.
Viel später, zu Beginn der 2000er Jahre, wurde er zusammen mit seinem damaligen Lebenspartner zu einem der Gründungsmitglieder des schwulen Karnevalsvereins „StattGarde Colonia ahoj“ – obwohl er nie ein Vereinsmensch im engeren Sinne war.
Im Zeitzeug*innen Interview unterhalten wir uns mit DJ Bella über die Bedeutung der Musik für die Entwicklungen der 70er Jahre und sein Engagement.
Mein Name ist Michael Weber, geboren am 13.02 1958 in Eitorf /Sieg. Ab meinem 2. Lebensjahr wohne ich in Köln, derzeit in Köln – Mülheim unweit des Rheins. Ich wuchs in einem eher ärmlichen Elternhaus in Köln auf. Nach unserem Umzug in ein anderes Viertel besserte sich die Situation jedoch nicht wirklich. Nach meiner Ausbildung zum Koch und der Ableistung meines Wehrdienstes zog ich mit 19 Jahren in ein 7 qm Zimmer im Hinterhof einer Spedition in der Nähe von Kalk. Ich musste mich durchkämpfen und wurde mit allen Problemen des erwachsen werden alleingelassen.
Die Zeit darüber nachzudenken, wie ich sexuell ticke, blieb mir nicht und so rutsche ich in mehrere Beziehungen mit Frauen, bis der Tag X kam und ich mich befreien wollte. Ich merkte, dass mir der Sex mit Frauen keinen Spaß machte und da mehr war. Also nahm ich mir ein Herz und entdeckte an einem Abend die schwule Welt. Bis heute bin ich jedoch eher ein Einzelgänger geblieben und die wahre ganz große, die auf beiderseitigem Gefühl stattfindet, blieb mir verwehrt.
Ich war nie so der Vereinsmensch oder Teilnehmer an Organisatoren und Clubs. Meine Welt war die Musik, was auch bis heute noch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist. 2002 Ich las in der Zeitung von der Gründung eines schwulen Karnevalsvereins. Die Neugierde packte mich und so wurde ich, knapp drei Monate nach Gründung Mitglied der heutigen, in der ersten Liga spielenden Festkomitee-Gesellschaft „StattGarde Colonia ahoj“. Da wir brandneu waren und nicht unbedingt die Außendarstellung der Rosa Funken teilten, wurden die karnevalistischen Gesellschaften schnell auf uns aufmerksam. Das Ganze wurde natürlich auch von unserer stets fördernden Marie Louise Nikuta (Gott hab sie seelisch), mitgetragen. Gerade die Damen der Präsidenten der Gesellschaften, waren von uns begeistert. Ich hatte meine neue „Heimat“ gefunden. Es war eine wunderbare Zeit und ich habe unglaublich viel erlebt, sowie alle Bühnen Kölns, vom kleinen Pfarrsaal bis zur Lanxess Arena bespielt. 2016 fühlte ich mich nicht mehr wohlauf Grund der Größe und der daraus resultierenden Grüppchenbildung und verließ die Gesellschaft.
2008 entdeckte ich meine Leidenschaft zum TV. Ich nahm als Komparse und Kleindarsteller an vielen Produktionen teil. Auch habe ich 4 Jahre für die Terbrüggen Show Produktion, einer Kindereventagentur, gearbeitet und war im Sommer fast jedes Wochenende deutschlandweit unterwegs. Seit 2012 bin ich auch als „Best Age Model“ unterwegs und habe bereits für einige große Unternehmen vor der Kamera gestanden. Bei diesen ganzen Unternehmungen blieb mir sehr wenig Privatleben. Der Musik blieb ich aber immer treu. Heute bin ich Tippgeber für deutsche Popmusik und aktiv in den sozialen Medien unter: www.facebook/deutschevielfalt.de