Adi Hunder: „DJ Adele“
Geboren in einem kleinen Dorf im Siegerland zu Ende der fünfziger Jahre folgte erst nach dem Umzug zum Studium in Bonn das Coming Out in die zu dieser Zeit entstehenden Schwulengruppen. Hier lernte Adi seine Begeisterung für die Discomusic und das Pimpernel kennen, der Stätte, wo er später zu einem der Resident DJs der legendären Disco wurde; und damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation von schwulen Männern mit prägte.
Wie viele Männer der Zeit wurde auch Adi durch die AIDS-Krise getroffen. Die Erkrankung zu Anfang der 90er Jahre erzwang eine komplette Änderung aller Lebensplanungen. Glücklicherweise bewahrten ihn die in den 90er Jahren verfügbaren Medikamente von dem Schlimmsten.
In unseren Zeitzeug*innen Interview sprechen wir mit Adi über die Zeit des großen Aufbruchs in den 1970er und 80er Jahre, die Bedeutung der schwulen Disco und die Herausforderungen der Zeit, wie AIDS.
Ich wurde 1958 in einem kleinen Kaff im Siegerland geboren, wo ich auch aufgewachsen bin. Bis zum Alter von ca. 18 Jahren hatte ich keinerlei Berührung mit der schwulen Szene.
Erst mit Beginn meines Studiums habe ich mir Zugang in der Universitätsbibliothek zu wissenschaftlicher Literatur zum Thema Homosexualität geschaffen. Da habe ich festgestellt, das ich genau so bin, wie in den unterschiedlichen Artikeln beschrieben.
Ich bin dann sehr schnell umgezogen nach Bonn und hatte dort Kontakt zu den in den 80er Jahren häufig zu findenden vielen politischen Schwulengruppen. Innerhalb der Gruppe lernte ich dann Leute kennen, die mich mitgenommen haben in die „kommerzielle“ schwule Szene in Köln. Ich bin dann umgezogen nach Köln. Hier habe ich dann schnell einen anfangs Nebenjob gefunden und dann später hauptberuflich im Pimpernel als DJ gearbeitet.
1986 bin ich dann, nach spätem Ableisten meines Zivildienstes an der Uniklink Köln, nach Hamburg umgezogen. Dort habe ich dann eine Ausbildung an einer privaten Hotelfachschule gemacht und immer nebenher in der schwulen Szene gearbeitet. Nach Ende meiner Ausbildung bin ich dann zu einer großen amerikanischen Fast Food Kette ins Management gegangen.
Leider bekam ich direkt zu Beginn der 90er Jahre die Diagnose HIV+ und erkrankte sehr schwer, in deren folge ich umgehend verrentet wurde. Dies bedeutete die komplette Zerstörung der Lebensplanung und einen erheblichen finanziellen Abstieg.
Durch eine Verkettung sehr glücklicher Umstände erhielt ich die Möglichkeit an Studien der Uniklinik Frankfurt zur Entwicklung der Kombitherapien teilzunehmen. Dadurch kam ich sehr frühzeitig an die neu entwickelten Medikamente. Als es mir im Laufe der Zeit wieder deutlich gesundheitlich besser ging, habe ich wieder angefangen, in der schwulen Szene gelegentlich zu arbeiten.
Heute arbeite ich immer noch gelegentlich in der Szene oder bei verschiedenen Szeneevents oder als Techniker für diverse Auftritte von Künstlern, die mich explizit anfordern oder ich mische den Ton für Liveauftritte. Und manchmal lege ich auch nochmal bei 80er Jahre Parties auf…!
Für all das, und das immer noch „mitmischen“ in der Szene, bin ich sehr, sehr dankbar und ich hoffe, solange es gesundheitlich und altersmäßig möglich ist, es noch lange machen zu können.