Zu den Ursprungsorten der queeren Community gehört die Leder-Szene (später mehr als Fetisch-Szene ein Begriff). Kurz nach der Entkriminalisierung der Homosexualität 1969 entstanden auch in Deutschland die ersten Vereine und Orte, wo sich die Freunde der Leder-Szene trafen. Ein Ort steht Köln und Deutschland für diese Zeit: das Platzjabbeck in der Mathiasstr. 10 in Köln. Dort, wo heute das Pullermanns zu finden ist.
In unserem Couchgespräch sprechen wir mit Menschen, die die Kölner Lederszene hin zur heutigen Fetischszene mit gestaltet und begleitet haben. Und die Zeigen, das die Kölner Szene als Treffpunkt vor allem von Menschen aus der ganzen Region, besonders dem Ruhrgebiet, geprägt wurde und ihnen viel zu verdanken hat.
Im Zeitzeug*innen Interview reden wir mit Jochen Müller, dem ehemaligen Vorsitzenden des Lederclubs MS Panther, Cluas Pasel (ehemaliges Mitglied und Partner von Jochen Müller) und Hagen Leißing, Wirt des heutigen Pullermanns.
Mein Name ist Hagen Leißnig und geboren bin ich 1968 in Bochum – im “Finsteres Mittelalter” – Keine Szene, Schwule gab‘s da offiziell noch gar nicht.
Inoffiziell aber schon, wie ich dann mit 13/14 entdeckt habe, als ich das Fummeln mit Gleichaltrigen leid war.
Im Bochumer „Aralpark“ ging die Post ab (noch niemand wusste, was HIV sein soll)!
Nach der Schule mußte ich am Hbf umsteigen, so entdeckte ich schnell den schwulen Strich. Ein Segen für mich, endlich richtige, erwachsene Männer !
Einer von denen erkannte die Lage richtig und setzte mich bei der „Schwulengruppe Bochum“ ab, die natürlich mit einem 15-jährigen ziemlich überfordert war.
Die hatten (aus gutem Grund) Schiss vor der Polizei. Paragraph 175 schwebte über unseren Köpfen und als Schwuler mit der Polizei zu tun zu haben war auf jeden Fall schlecht.
Selbst als Opfer hatte man sehr gute Karten, auf der Wache die Treppe runter zu fallen…So eine Gruppe hieß damals „Selbsthilfegruppe“ und wir verteilten Flugblätter in der Fußgängerzone.
Ich habe zu dieser Zeit echt krasse Szenen erlebt, erschütternd, aber sooo wertvoll. Das hat mich geprägt. Ich dachte “Jetzt erst recht, das wollen wir doch mal sehen!!!”
Allerdings war das auch der letzte Verein, in dem ich organisiert war, abgesehen von den Pfadfindern, die zu diesen Zeiten trotzdem hinter mir standen.
Ich höre oft: „Als schwuler Wirt mußt du dich doch engagieren!“ Und das mache ich auch – aber nur da wo es für mich Sinn macht. Ich lasse mich jedoch ungern von anderen vor den Karren spannen.
Ganz nach der Devise des Liedermachers Rheinhart Mai? „Ich will in keinem Haufen raufen, laß mich mit keinem Verein ein…“
In der aktuellen Corona-Situation bleibt mir nichts anderes übrig, als die Füße still zu halten. Trotzdem geht‘s mir persönlich (erstaunlicherweise) sehr gut und Langeweile kenne ich nicht!
Im Moment krieg ich gerade eine nagelneue Klimaanlage, vom Allerfeinsten. Freue mich d‘rauf, wieder aufzumachen, sobald wir nicht mehr über Masken reden müssen.