In unserem Couchgespräch blicken wir mit zwei Menschen zurück, die nicht nur das queere Köln in besonderem Maße bewegten und die uns bis heute bewegen: Carolina Brauckmann und Georg Roth.
Seit den 1970er Jahren erkämpfen sich Lesben, Schwule und queere Menschen ihren gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft. Sie wurden sichtbar, als Aktivist*innen, als Künstler*innen und als Macher*innen. Zwei dieser Menschen, die Geschichte prägten, sind Carolina Brauckmann und Georg Roth: Beide Künstler*innen und Aktivist*innen der ersten Stunde.
Von ihnen hören wir und mit ihnen reden wir über ihr Wirken, über Ereignisse, AIDS-Arbeit, Emanzipation, Kultur, Veranstaltungen und Initiativen, welche die Kölner Szene maßgeblich verändert und ihr Bild in der Öffentlichkeit geprägt haben.
Carolina Brauckmann, Jg. 1954, ist Historikerin, lesbisch-feministische Aktivistin und gilt als „Grande Dame des lesbischen Chansons“. Brauckmann wuchs in Lüdenscheid auf, studierte in Freiburg/Br. Germanistik, Geschichte und Anglistik und forschte zur regionalen Frauengeschichte. Sie war Initiatorin vieler lesbischer Netzwerke und beteiligte sich an den großen feministischen Debatten insb. der 80er und 90er Jahre. 1988 folgte mit dem Umzug nach Köln eine 7-jährige Mitarbeit im Feministischen Archiv (FrauenMediaTurm). Seit 2003 ist Brauckmann in der Kölner LSBT Beratungseinrichtung rubicon beschäftigt. Aktuell koordiniert sie gemeinsam mit Georg Roth die landesgeförderte Fachberatung für ältere Schwule und Lesben in NRW.
Ihr roter Lebensfaden ist das Songwriting: Im Laufe einer 35-jährigen Bühnenpräsenz gab sie Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und publizierte 6 Alben mit lesbenpolitischen, meist satirischen Songs. 2003 wurde sie für ihr Engagement mit dem Rosa-Courage-Preis ausgezeichnet.
Georg Roth, geb. 1949 in Leverkusen-Schlebusch, studierte über den zweiten Bildungsweg Soziologie in Duisburg und Bielefeld. Seit Ende der 70er Jahre engagiert er sich für queere Rechte. Bereits 1980 richtete er gemeinsam mit Justin Fabritius im Kölner Stollwerck ein großes schwules Frühlingsfest aus. Er war Gründungsmitglied der Triviatas, Kölns erster schwuler Männerchor und sammelte als Sänger und Conferencier erste Bühnenerfahrung.
Ebenso ist er Mitgründer der AIDS-Hilfe Köln, arbeitete in der Aufklärung und war anschließend von 1993 bis 1995 deren Geschäftsführer. Im gleichen Jahr ergab sich für ihn eine besondere Möglichkeit, sich ganz der Bühne zu widmen, er gehörte für viele Jahre dem Ensemble des “Improvisationstheater Springmaus” an.
Als “Sister George” blieb er der Szene über all die Jahre verbunden, so moderierte er zahlreiche Veranstaltungen wie den jährlichen CSD-Empfang. 2006 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Seit 2011 ist Roth für die schwule Seniorenarbeit in Nordrhein-Westfalen tätig und engagiert als Mitgründer bei der “Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren” deren Vorstandsvorsitzender er ist.